www.field-berlin.com

(Scroll down for English version)

WERKBESCHREINBUNG / ABOUT THE WORK


À Fleur de Peau
ist eine Klanginstallation, in der der Betrachter individuell eine ganzkörperliche Tast- und Klangerfahrung bekommt.


À Fleur de Peau, Audio-Taktile-Installation, © 2003

In der Klanginstallation À Fleur de Peau fließen Interessen ein, die in meinen vorherigen Arbeiten schon präsent sind. In einem durch Stoff abgetrennten Raum hängen von der Decke an unterschiedlich langer weißer Litze unterschiedlich große weiße Stoffbinden, in die kleine Lautsprecher eingenäht sind. Das ganze strahlt eine kühle Laboratmosphäre aus und erinnert visuell an eine Anlage für ein Ganzkörper-EKG. Dieses Objekt ist aber nicht zum Anschauen gedacht, sondern zum individuellen Spüren und Hören. Ich betreue diese Arbeit. Nachdem der Gast seine Schuhe ausgezogen hat, fixiere ich an seinem Körper die Lautsprecher mit Hilfe von Klettverschluss-Binden. Der Gast bekommt Ohrstöpsel, um Geräusche von außen nicht mehr so deutlich zu hören. Dann wird eine zehnminütige Komposition abgespielt. Er spürt Vibrationen am Körper und hört Klänge von innen kommen.
Die Lautsprecher sind von den Füßen bis zum Kopf symmetrisch am Körper verteilt. Sie befinden sich auf beiden Fußrücken, in den Kniekehlen, im unteren Wirbelsäulen-bereich, an den Handrücken, den Ellbogen, den Schulterblättern, im Nacken, an den Schläfen und auf der Stirn. Es werden Kontaktlautsprecher verwendet, die im Gegensatz zu üblichen Lautsprechern kaum hörbar sind, dafür aber stark schwingen. Sie werden erst hörbar, wenn sie an einem Resonanzkörper befestigt sind. Das ist in diesem Fall der Körper des Rezipienten. Die Klänge werden über die Knochenleitung zum Innenohr geleitet.
Die Sechzehnspur-Komposition erzeugt den Eindruck, dass die Klänge und ebenso die durch diese entstehenden Vibrationen am Körper entlang wandern. Die Vibrationen variieren mit den Frequenzen der Klänge. Sie wirken entweder rhythmisch oder flächig. Die Klänge wurden an einem Modularsystem durch Wandlung, Filterung und Überlagerung von Sinus-, Rechteck- und Sägezahnwellen erzeugt und haben einen skurrilen Charakter, etwa wie manche Sounds von alten Computerspielen. Diese Klänge wählte ich allerdings nicht nach ihren akustischen Qualitäten. Wichtig war mir viel mehr die Differenziertheit ihrer Schwingungen, um am Körper unterschiedlich spürbare Reize für die Komposition zur Verfügung zu haben.
Die Klänge wurden dann in einer zehnminütigen Komposition verarbeitet. Sie ist nach rhythmischen und räumlichen, nicht nach harmonischen Kriterien gestaltet. Räumlich, weil über die sechszehn an der Körperoberfläche verteilten Lautsprecher, die Möglichkeit entsteht, die Gegensatzpaare „oben – unten“, „links – rechts“, „Mitte – Extremitäten“, „vorne – hinten“ sowie „wenig – viel“ durch Klänge zu definieren. Ebenso lassen sich steigende und abfallende, kreisende, schnelle und langsame Bewegungen schaffen.
Im Alltag legt man tendenziell seine Aufmerksamkeit auf den Raum außerhalb des Körpers, allenfalls wird man durch Schmerz oder Wohlempfinden auf bestimmte Punkte des Körpers aufmerksam. Durch die Tast- und Klangerfahrung in der Klanginstallation wird der Körper jedoch plötzlich sehr stark als Raum empfunden. Um die filigranen, taktilen Reiz zu verorten, konzentriert sich der Rezipient schon nach kurzer Zeit so stark, dass er meist die Augen schließt und »in sich hinein taucht«.
Mit meiner Arbeit möchte ich den Betrachter der üblichen visuellen Wahrnehmung vollständig entziehen und ihn selbst zum Klangkörper werden lassen. Diese Arbeit beinhaltet keinen interaktiven Aspekt, ich würde sie eher als »interpassiv« bezeichnen, da der Rezipient nicht zur Aktion herausgefordert wird, sondern eher im Gegenteil zu einer ruhigen Aufmerksamkeit eingeladen wird. Die Vorrichtung lässt ihm jedoch in einem begrenzten Spielraum die Freiheit sich zu bewegen. Durch Änderung der Muskelspannung und der Anordnung der Lautsprecher zueinander kann der Rezipient auch die Wahrnehmung der Impulse verändern oder den Klangwegen durch Bewegung nachfolgen.
Dieses Klangobjekt hat einen entspannenden Einfluss auf ihren Benutzer, ich habe jedoch in der Komposition immer wieder überraschende Momente eingefügt, die nicht nur als angenehm empfunden werden somit auch andere Gefühle hervorrufen.

Pause Audio-Taktile-Installation, Karlsruhe und Berlin, 2005

Pause besteht aus einem sternförmigen Gerüst, an dem fünf Liegen hängen. In der Mitte sind sie alle an einer dicken Feder befestigt und so miteinander verbunden. Das Ein- und Aussteigen der Besuchern provoziert eine mechanische wippende Bewegung, die sich über die Feder an das ganze Netzwerk überträgt.


Pause, Audio-Taktile-Installation, © 2005

In jeder Liege befinden sich versteckt in den Polstern jeweils 14 Lautsprecher über die bewegte minimalistische und geräuschhafte Klangereignisse abgespielt werden.
Beim Hinlegen schließt sich der Besucher an das audio-taktile Lautsprechersystem an und fühlt die am Körper entlang wandernden Klänge.
Der Besucher wird mehreren Arten der Bewegung ausgesetzt: das Schaukeln der Hängematten, die Vibration der Lautsprecher und die Bewegung der Klänge von einem Lautsprecher zum anderen.

Als merkwürdige Sinnesreise bietet Pause eine kontrastreiche intime Erfahrung. Die Installation hat zur Erprobung des Körpers und zur Auseinandersetzung mit Verzerrungsphänomenen der Tast- und Hörwahrnehmung geführt. Daraus entstand die Idee, eine Art Sinnesschleusenkammer zu erforschen, in der Tasten und Hören verlangsamt sind und die Materie dualistisch wirkt. Aus diesem die Sinne verwirrenden Dualismus entsteht eine gesteigerte Wahrnehmung des physischen Körpers. Die Haut und das Ohr verlieren ihre Gewohnheiten des Realen und sind nicht mehr fähig es festzuhalten.

Pause wurde in Zusammenarbeit mit Julien Clauss entwickelt.

Das Projekt wurde unterstützt vom Ministère de la Culture (F), Ars Numérica (F), dédale (F), KFG Karlsruhe (DE), Kulturamt Karlsruhe (DE).

-------------English version-----------------------

Pause, Audio-Tactile-Insstallation, Karlsruhe and Berlin, 2005

Five beds are suspended from steel hoops, each equipped with fourteen vibrating loudspeakers. A mechanical system of pulleys and springs links the beds and transmits the oscillation of each bed to the others.

Lying down in the hammocks, the visitor is connected to an autonomous audio-tactile system. A curious patterning, Pause is a set of intimate and contrasting sensations. It produces a reconsideration of the living body and, on a larger level, a reflection upon sonic and tactile distortion. Thus it brings forth a desire to explore a kind of perceptive airlock, of whether it is hearing and touch which are somehow hesitant, or whether the matter is dual. This duality, which perturbs the sensory organs, gives rise to an extra aspect of perception in the body, in which a normal sense of reality is lost to the skin and the ear and seems no longer to be fixed.

Pause has been realised in collaboration with Julien Clauss.

Production: Association Dédale, Ars Numérica. This project has benefitted from the support of the Ministry of Culture and from Ars Numérica, from HFG-Karlsruhe and from the Kulturamt Karlsruhe

-> Startseite / Home